Mittwoch, 31. Dezember 2014

#50bookchallenge 2014

Geschafft!
Ein Jahr, 50 Bücher. Im Endeffekt waren es sogar 57 Stück. Wie schon zur Halbzeit folgt ein kurzes Fazit.

Das zweite Halbjahr

Erwartungsgemäß kamen im zweiten Halbjahr nicht mehr gar so viele Büchlein hinzu wie noch von Januar bis Juni. Zwar las ich in den Sommerferien wie ein Verrückter, aber danach kam der erwartbar große Zeitfresser "Klassleitung" und die Lesetätigkeiten mussten auf ein Minimum beschränkt werden. So saß ich an einem Buch auch schon mal fünf Wochen...
Wie dem auch sei, zum Schluss hat es ja zum Glück für die 50 Bücher gereicht (zum zweiten Mal bei drei Teilnahmen), also will ich nicht klagen. Höchstens über einzelne Bücher, aber dazu später mehr.
26 Bücher konnte ich im zweiten Halbjahr lesen, im Schnitt waren diese 303 Seiten dick.
In der Endabrechnung für beide Halbjahre beläuft sich der Seitenschnitt pro Buch auf 319 Seiten, womit ich absolut zufrieden bin. Der ein oder andere dicke Wälzer konnte somit die vielen dünnen Büchlein einigermaßen ausgleichen.
Mit sechs Sachbüchern hab ich zumindest ein Teilziel der Halbjahresbilanz erreicht (vier im ersten Halbjahr), an englischen Büchern hingegen war ich faul, lediglich eines kam hinzu. Ziel klar verfehlt!



Highlights

Absolut überfällig war die Lektüre von Siegfried Lenz Deutschstunde, durch seinen Tod im Oktober dieses Jahres aktueller denn je. Der Roman, der sich mit der Schuldfrage und dem Pflichtbewusstsein im Nationalsozialismus beschäftigt, entpuppte sich als wahrer Lichtblick. Sehr empfehlenswert!
Nicht erwähnt werden müssen die Bände sieben und acht der Reihe Das Lied von Eis und Feuer (aka Game of Thrones) von George R. R. Martin. Zwar merkte man beim Lesen schon, dass es sich in Teilen um Handlungen handelte, die für den Zusammenschluss der einzelnen Handlungsstränge wichtig waren und dass das rasante Tempo der vorherigen Bände etwas gefehlt hat, was dem Büchern aber nicht im Geringsten schadet. Ich bin mehr denn je gespannt, wie es weitergeht (Beeil dich, GRRM, noch zwei Bücher und dann muss ich auf neues Material warten)!
Auch John Irving schaffte es wieder, einen Lichtblick zu setzen. Sein Roman Owen Meany ist eine grandiose Erzählung, der der Umfang des Buche (853 Seiten) absolut nicht schadet. Wie auch schon im Vorjahr bei Das Hotel New Hamphire hat es der Autor geschafft, dass ich komplett in die Figuren hineintauchte und mitfieberte. Natürlich auch zu empfehlen, obschon man natürlich bei Irving keine Furcht vor der Darstellung aller vorstellbaren Tabuthemen haben sollte.
Großartig zu lesen war auch Der Fänger im Roggen von J. D. Salinger. Die Darstellung der Psychosen eines jugendlichen Internatsschülers haben es definitiv verdient, sich damit näher zu beschäftigen.
Auch zwei Sachbücher sollten hier nicht zu kurz kommen. Erstaunlicherweise handelt es sich um zwei Biografien, die ich eigentlich nur ungern lesen (wobei ich jetzt wieder mehr Lust darauf bekommen habe). Zum einen beschreibt der katalanische Autor Marti Perarnau die ersten Monate von Pep Guardiola beim FC Bayern (Herr Guardiola), zum anderen widmet sich der Journalist und Historiker Volker Ullrich dem Leben von Adolf Hitler (Adolf Hitler: Die Jahre des Aufstiegs).
Die Guardiola-Biografie besticht durch bisher nicht gekannte Einsichten in den Alltag und den taktischen Überlegen von Guardiola und hatte zur Folge, dass ich seitdem die Bayern-Spiele anders betrachte und noch mehr auf die taktischen Variationen achte. Sehr bedauerlich, dass ich es zeitlich nicht schaffte, den Autor zu sprechen, der sich die Ehre gab, zum Treffen des #tpmuc (Eingeweihte wissen, was gemeint ist) zu erscheinen.
Auch Volker Ullrichs Hitler-Biografie ist sehr empfehlenswert, im ersten Band geht der Autor auf die Zeit bis 1939 ein und räumt dabei mit einigen ungenauen Darstellungen zu Hitler auf, die ich bisher natürlich auch nicht kannte. Beispielhaft sei hier Hitlers Vater erwähnt, der bisher immer als tyrannisch dargestellt wurde, was aber laut Ullrich in der extremen Form nicht zutraf. Über all die mehr als 800 Seiten festigte sich hingegen der Eindruck Hitlers als Vabanquespieler (ich wollte dieses Wort schon immer einmal aktiv verwenden, nachdem es der geschätzte Kursleiter im Geschichte-LK ständig tat...), der bei seinen Aktionen häufig von jeder Menge Glück begleitet worden war. "War wäre gewesen, wenn..." hab ich mich mehr als einmal bei der Lektüre des Buches gefragt.
Unter den vielen guten Büchern ragte in diesem Halbjahr aber eines nochmal heraus: Der Gotteswahn von Richard Dawkins. Der darin propagierte Glaube an die Vernunft anstelle der Religion mag an manchen Stellen etwas radikal erscheinen, über weite Teile aber entsprach er genau meinem Geschmack. Zustimmendes Nicken auf fast allen Seiten hat bisher noch kein Buch bei mir hervorgerufen. Dawkins hält ein flammendes Plädoyer für eine Abkehr von der Religion als Grundlage unseres Handels und begründet dies ausführlich und nachvollziehbar. Ein besseres Sachbuch hab ich bis dato noch nicht gelesen, hier darf man gerne einen Lesebefehl aussprechen!

Tiefpunkte

Bei über 50 Büchern im Jahr ist man natürlich auch nicht vor herben Enttäuschungen gefeit. Namentlich erwähnt werden sollen hier drei Werke, die mir persönlich absolut nicht zugesagt haben.
Als erstes trifft dies auf Eduard von Keyserlings Wellen zu. Als großer Erzähler gepriesen hab ich mich über die gesamte Dauer des Buches hinweg nur gelangweilt und weiß heute, nur wenige Monate nach der Lektüre, so gut wie gar nichts mehr über die Handlung. Den Inhalt als "schnulzig" zu bezeichnen trifft zwar nicht wirklich zu, aber eine bessere Beschreibung fällt mir auf die Schnelle auch nicht ein.
Auch nicht empfehlenswert war ein Buch, welches in der "SZ-Bibliothek des Humors" enthalten war, Wahlkampf auf Karibisch von V. S. Naipaul. Den Humor suchte ich vergebens. Nicht eine Stelle war dabei, die ich als lustig empfunden hätte (und ich kann über vieles lachen). Das mag auch an der Übersetzung gelegen haben, aus dem karibischen Dialekt wurde daraus ein simplifiziertes Deutsch gemacht, was die handelnden Personen einfach nur dumm erscheinen lässt.
Der mit Abstand größte Müll war aber Bruderdienst von Jacques Berndorf. Auch dieses... nennen wir es mal "Buch" war Teil einer Bibliothek (Die Politthriller-Reihe der ZEIT), was mich so langsam am Verstand respektive Geschmack der dafür zuständigen Redakteure zweifeln lässt. Die Handlung ist dermaßen konstruiert, dass es schon wehtut und enthält zudem sachliche Fehler. Man kann sich vorstellen, wie eklatant diese sein müssen, wenn selbst ich sie als Laie als solche erkenne. Noch schlimmer als die Handlung ist aber die Sprache des Autors. Ich erwarte von einem Agentenkrimi ja kein Sprachniveau eines Thomas Mann, aber was Berndorf hier abliefert, ist in meinen Augen unter fernen Liefen. Das hätte wohl Millionen andere deutlich besser hinbekommen. Ich könnte mich schon wieder in Rage schreiben, genauso wie ich beim Lesen in Rage versetzt wurde. Dass ich das Buch zu Ende las erscheint im Nachhinein unbegreiflich, die Zeit hätte ich besser nutzen können. Zum Beispiel indem ich mir rostige Nägel in meinen Adoniskörper gerammt hätte... Fast jedes Detail hat mich auf die Palme gebracht, beispielhaft sei hier nur die Namenswahl der Akteure genannt, die einfach nur plump und hingerotzt erscheinen. Der Autor überlegte sich wohl jeweils einen möglichst klischeehaften und weit verbreiteten Namen, fertig! "Grauslich schlecht" hat der Literaturkritiker Denis Scheck das Werk wohl genannt, wie ich bei den Recherchen nach dem Buch festgestellt habe, dem ist wahrlich nichts hinzuzufügen. Dabei fiel ich auch vom Glauben an die Menschheit ab, als ich sah, dass das Buch bei Amazon im Schnitt 4,2 von 5 Sternen bekam.

Im Überblick

Viel mehr möchte ich auch nicht mehr schreiben, im Überblick gibt es nochmal alle gelesenen Bücher aus dem Jahre 2014, meine Empfehlungen in rot hervorgehoben. Das zweite Halbjahr beginnt ab Buch 32.

  1. Aldous Huxley - Schöne neue Welt (9/10) (310 Seiten)
  2. John le Carré - Agent in eigener Sache (4,5/10) (405 Seiten)
  3. Heinrich Böll - Ansichten eines Clowns (8,5/10) (275 Seiten)
  4. Rainer Maria Rilke - Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (2,5/10) (206 Seiten)
  5. Michail Bulgakow - Der Meister und Margarita (9/10) (503 Seiten)
  6. Max Frisch - Homo Faber (8,5/10) (203 Seiten)
  7. Heinrich Mann - Der Untertan (9,5/10) (634 Seiten)
  8. George R. R. Martin - Das Lied von Eis und Feuer VI: Die Königin der Drachen (9,5/10) (780 Seiten)
  9. Marc-Uwe Kling - Die Känguru-Chroniken (9,5/10) (268 Seiten)
  10. Marc-Uwe Kling - Das Känguru-Manifest (9/10) (296 Seiten)
  11. Marc-Uwe Kling - Die Känguru-Offenbarung (7,5/10) (394 Seiten)
  12. Suzanne Collins - Die Tribute von Panem: Tödliche Spiele (8/10) (415 Seiten)
  13. Suzanne Collins Die Tribute von Panem: Gefährliche Liebe (7,5/10) (431 Seiten)
  14. Suzanne Collins - Die Tribute von Panem: Flammender Zorn (7/10) (425 Seiten)
  15. Graham Greene - Der Dritte Mann (8/10) (122 Seiten)
  16. Norbert Jacques Dr. Mabuse, der Spieler (6,5/10) (356 Seiten)
  17. P. G. Wodehouse - Der unvergleichliche Jeeves (7,5/10) (239 Seiten)
  18. Sun Tsu - Die Kunst des Krieges (5/10) (157 Seiten)
  19. Stéphane Hessel - Empört Euch! (8/10) (32 Seiten)
  20. H. G. Wells - Krieg der Welten (8,5/10) (338 Seiten)
  21. Norbert Jacques Dr. Mabuses letztes Spiel (8,5/10) (277 Seiten)
  22. Fjodor Dostojewski Schuld und Sühne (9,5/10) (798 Seiten)
  23. K. H. Scheer Perry Rhodan 10: Raumschlaccht im Wega-Sektor (6/10) (100 Seiten)
  24. Stephen King - Misery (9/10) (338 Seiten)
  25. Josef Wilfing - Abgründe: Wenn aus Menschen Mörder werden (7/10) (320 Seiten)
  26. Robert Harris Ghost (7,5/10) (319 Seiten)
  27. Friedrich Dürrenmatt Die Physiker (9/10) (84 Seiten)
  28. Kurt Mahr - Perry Rhodan 11: Mutanten im Einsatz (5,5/10) (107 Seiten)
  29. Terézia Mora - Das Ungeheuer (8/10) (681 Seiten)
  30. Arthur Conan Doyle - Sherlock Holmes: The Sign of the Four (6,5/10) (118 Seiten)
  31. Walter Moers - Der Schrecksenmeister (9/10) (380 Seiten)
  32. Oliver Sacks - Das innere Auge (6/10) (259 Seiten)
  33. T.C. Boyle - Talk Talk (7,5/10) (457 Seiten)
  34. Mark Twain - The Awful German Language (8,5/10) (79 Seiten)
  35. Daniel Quinn - Ismael (8,5/10) (250 Seiten)
  36. Siegfried Lenz - Deutschstunde (9/10) (490 Seiten)
  37. Clark Darlton - Perry Rhodan 12: Das Geheimnis der Zeitgruft (6/10) (96 Seiten)
  38. George R. R. Martin - Das Lied von Eis und Feuer VII: Zeit der Krähen (9,5/10) (506 Seiten)
  39. George R. R. Martin - Das Lied von Eis und Feuer VIII: Die dunkle Königin (9,5/10) (535 Seiten)
  40. Stanislaw Lem - Der futurologische Kongreß (7,5/10) (139 Seiten)
  41. Eduard von Keyserling - Wellen (4/10) (144 Seiten)
  42. K.H. Scheer - Perry Rhodan 13: Die Festung der sechs Monde (5,5/10) (107 Seiten)
  43. Richard Dawkins - Der Gotteswahn (10/10) (533 Seiten)
  44. V. S. Naipaul - Wahlkampf auf Karibisch - oder: eine Hand wäscht die andere (3,5) (239 Seiten)
  45. John Irving - Owen Meany (9,5/10) (853 Seiten)
  46. Clark Darlton - Perry Rhodan 14: Das galaktische Rätsel (5/10) (101 Seiten)
  47. Marti Perarnau - Herr Guardiola (9/10) (425 Seiten)
  48. Thomas Mann - Der Tod in Venedig (7,5/10) (139 Seiten)
  49. Jacques Berndorf - Bruderdienst (1,5/10) (348 Seiten)
  50. Oscar Wilde - Das Bildnis des Dorian Gray (8,5/10) (252 Seiten)
  51. Clark Darlton - Perry Rhodan 15: Die Spur durch Zeit und Raum (5,5/10) (98 Seiten)
  52. Manfred Lütz - Irre! Wir behandeln die Falschen: Unser Problem sind die Normalen (7/10) (203 Seiten)
  53. Ian McEwan - Der Zementgarten (8/10) (128 Seiten)
  54. J.D. Salinger - Der Fänger im Roggen (9/10) (270 Seiten)
  55. Kurt Mahr - Perry Rhodan 16: Die Geister von Gol (5/10) (112 Seiten)
  56. Volker Ullrich - Adolf Hitler: Die Jahre des Aufstiegs (9/10) (837 Seiten)
  57. William Golding - Herr der Fliegen (7/10) (282 Seiten)

#50bookchallenge 2015

Und 2015? Mitmachen werde ich auf jeden Fall wieder, zweifle aber am Erfolg, da die Arbeitsbelastung leider hoch bleiben wird. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf viele Bücher und natürlich auch auf viele weitere Teilnehmer bei der Challenge!
Einen groben Plan, was ich alles lesen möchte, habe ich auch schon, aber das ist nur ein Leitfaden für mich, damit ich nichts vergesse.

Viel Spaß beim Lesen!

Mal schauen, wie viel davon zu schaffen ist.

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